Solidarität mit den streikenden Kolleg:innen im Handel - Demo am 22.09. ab 9 Uhr Europaplatz, 10:30 Uhr Kundgebung Scheck-In-Center Rüppurrer Str.
ver.di hat die Kolleg:innen aus 16 Betrieben im Bezirk Mittelbaden/Nordschwarzwald zu einem dreitägigen Warnstreik aufgerufen. Am Freitag, den 22.09., findet eine zentrale Demonstration des ver.di-Bezirks ab 9 Uhr in Karlsruhe statt. DIE LINKE unterstützt die Forderungen der Tarifrunde: Im Einzel- und Versandhandel kämpfen die Kolleg:innen für eine Entgelderhöhung von 2,50 Euro pro Stunde = 15 Prozent, 200 Euro mehr für Auszubildende und die Verdoppelung der Sozialzulage. Im Großhandel fordert ver.di 13 Prozent, mindestens 400 Euro und die Erhöhung der Ausbildungszulage um 175 Euro. Die Laufzeit der Verträge soll ein Jahr betragen und die Tarifverträge sollen allgemeinverbindlich gelten.
In Karlsruhe sind die Kolleg:innen von Kaufland, Primark, Sport Scheck, IKEA und H&M zum Streik aufgerufen. Aus Ettlingen, Bretten, Pforzheim, Freudenstadt, Calw, Nagold und Horb beteiligen sich Kolleg:innen von Kaufland, aus Bruchsal der Metro Gastro und aus Waghäusel vom dm-Verteilzentrum.
Im Einzelhandel reicht den Kolleg:innen oft das Einkommen nicht zum Leben. Die durchschnittliche Arbeitszeit liegt bei Verkäufer:innen bei 31 Stunden in der Woche. "Ziel der Tarifrunde ist es, mit einer deutlichen Einkommenssteigerung einen Beitrag zur Bekämpfung von drohender Armut und Altersarmut im Handel zu leisten, vor allem von Frauenaltersarmut – der Anteil von Frauen im Einzelhandel liegt bei etwa 66 Prozent. Kaum eine Branche ist so von prekärer Beschäftigung geprägt: Die weite Verbreitung von (unfreiwilliger) Teilzeitarbeit oder geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen führt dazu, dass bei vielen Beschäftigten das Einkommen nicht zum Leben reicht.
Der weit überwiegende Teil der im Einzelhandel beschäftigten Menschen ist in den beiden unteren Entgeltgruppen eingruppiert, das bedeutet, je nach Region, ein Stundenlohn von zwischen 12 und 17,44 Euro brutto. Im Außenhandel sind etwa 76 Prozent in den Gehaltsgruppen 2 und 3 eingruppiert – sie verdienen somit brutto etwa 2.200 Euro. Damit sind sie in besonderem Maße von der hohen Inflation betroffen und brauchen dringend Entlastungen."
Seit April wird bisher ohne Ergebnis verhandelt. Um die 50 Verhandlungstreffen gab es schon bundesweit. Der HDE (Handelsverband Deutschland) verweigert bisher tabellenwirksame Erhöhungen und versucht bisher vergeblich in manchen Regionen gerichtlich gegen Warnstreiks vorzugehen.
Die Streiks zeigen Wirkung: "Im Laufe unseres Bundeskongress haben die Arbeitgeber im Einzelhandel angekündigt, 5,3 Prozent freiwillig zu zahlen. Der Handelsverband Deutschland (HDE) mit einem Vorstoß in die laufenden Tarifverhandlungen im Einzelhandel eingemischt. Er empfiehlt eine "freiwillig anrechenbare Vorweganhebung" der Löhne und Gehälter um 5,3 Prozent. Die Rewe-Gruppe kündigte bereits an, das zusätzliche Geld auszuzahlen. Frank Werneke empfindet eine solche Erhöhung im laufenden Jahr als "ein Schlag ins Gesicht für die Beschäftigten im Handel". "Das sind für eine Verkäuferin 92 Cent die Stunde, und das bedeutet Reallohnverlust. Die Beschäftigten beziehen ohnehin schon sehr niedrige Löhne, und die Inflation der letzten Monate frisst die Löhne zusätzlich."
Auch neugewähltes Mitglied im Bundesvorstand, Silke Zimmer, wendet sich mit deutlichen Worten an die Arbeitgeberverbände: "Das reicht nicht! Diese Ansage nehmen wir an, ihr gebt uns Kraft für die fortdauernde Auseinandersetzung. Genau das ist ver.di, das ist Gewerkschaft, und das machen wir gemeinsam. (...) Wir lassen uns nicht einschüchtern!" (alle Zitate: Tarifrunde 2023: Der Handel verhandelt | ver.di)